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Tipps & Tricks zur Hundefotografie - Teil 2

Read English version here.

Teil 1 verpasst? Hier geht es zu Teil 1.

Hier nun also Teil 2 unserer kleinen Serie.

4. Wächst dir da ein Baum aus dem Kopf?! Oder Störende Bildelemente

Da hat man eine schöne Location gefunden, der Hund hat einen tollen Blick und das Licht war perfekt. Später, bei der näheren Betrachtung des Bildes, oft auf dem größeren Bildschirm wie zum Beispiel am Computer, fällt einem auf, dass in der schönen Landschaft noch eine bunte Plastiktüte liegt. Oder man hat den Hund so unglücklich platziert, dass es aussieht als würde ihm ein Ast direkt aus dem Kopf wachsen. Oder ein Grashalm geht genau durch das Auge oder… Ihr versteht schon worauf ich hinaus will. Das ist ärgerlich und muss nicht sein. Natürlich kann man im Zeitalter von Photoshop und Co. auch in solchen Fällen noch etwas retten aber auch das ist es aufwendig und vielleicht möchtest du ja auch gar nicht mit Bildbearbeitung arbeiten. Daher achte am besten direkt bei der Aufnahme des Bildes schon drauf, dass solche störenden Faktoren nicht im Bild sind. Gestalte auch einfach mal deine Location etwas um. Müll oder störende Äste lassen sich leicht wegräumen. Mittlerweile reiße ich auch mal einen Grashalm einfach aus. 

 

Die Grashalme, die im vorderen Bildteil aus dem Moos wachsen wirken mir zu unruhig. Hier kann ruhig auch mal Hand angelegt werden.

Ohne die Grashalme wirkt das Bild ruhiger und der Fokus des Betrachters wird mehr auf den Hund gelenkt. 

 


5. Mach dich nackig! Oder Halsband und Geschirr ab

Nee, natürlich nicht dich, sondern deinen Hund. Ich persönlich finde es meistens schöner, wenn der Hund außer seinem Fell nichts am Körper trägt. Aber das ist sicher Geschmackssache. Manche machen ihrem Hund auch gerne bewusst schöne verschiedene Halsbänder und Tücher für das Foto um. Das ist natürlich völlig OK aber auch hier gilt, wenn, dann entscheide dich bewusst dafür. Ein vergessenes, vielleicht sogar noch schief sitzendes Geschirr sieht eigentlich nie schön aus. Wichtig ist natürlich auch: Sicherheit geht vor! Wenn dein Hund nicht sicher ohne Halsband und Leine bleibt oder nicht sicher abrufbar ist, einen ausgeprägten Jagdinstinkt hat etc., dann bleibt die Leine natürlich dran. Sollte das der Fall sein, kannst du die Leine entweder hinterher in einem Bildbearbeitungsprogramm entfernen (dazu eignet sich eine dünne, schwarze Schleppleine zum Beispiel gut) oder du integrierst die Leine in das Bild, stimmst sie zum Beispiel farblich ab und führst sie in einem schönen Schwung zum nächsten Baum. 

 

Bulldogge Malia steht ihr Halsband ausgesprochen gut.

Dasselbe Foto ohne Halsband. Mir persönlich gefällt es besser. Und dir? Entscheide dich bewusst, ob dein Hund ein Halsband tragen soll oder nicht. 

 


6. Fotografieren ist Malen mit Licht

Ohne Licht, kein Foto. So einfach ist das. Ein Foto entsteht, weil wir mit Hilfe der Technik steuern, wann wieviel Licht auf unseren Kamerasensor fällt. So einfach ist es dann aber doch wieder nicht. Denn Licht ist nicht gleich Licht. Das „richtige“ Licht ist jedoch entscheidend für ein gelungenes Foto. Intuitiv denkt man oft, dass strahlender Sonnenschein am besten ist für Fotos, damit es hell genug ist und die Farben richtig leuchten. Das ist aber genau nicht so. Wenn die Sonne richtig hoch am Himmel steht, passiert es oft, dass weißes Fell nur noch ein heller, überstrahlender Fleck ist und die Augen wirken oft wie ausdruckslose, schwarze Löcher. Gruselig.

 

Das liegt daran, dass bei praller Sonne sogenannte harte Schatten entstehen. Wenn du deinen Schatten bei Mittagssonne betrachtest, ist er tiefschwarz, am Morgen oder Abend ist er eher grau, also „weicher“. Du solltest also möglichst fotografieren, wenn die Sonne eher tief steht. Das heißt morgens oder Abends. Wichtig ist auch die Position deines Hundemodels im Verhältnis zur Sonne. Du solltest immer so fotografieren, dass du die Sonne im Rücken hast.

 

Sie scheint so deinem Hund ins Gesicht, bringt die Farbe seiner Augen zum Leuchten und zaubert kleine Lichtpunkte in die Augen, die diese besonders lebendig aussehen lassen. Wenn die Sonne von der Seite kommt, ist eine Gesichtshälfte zu dunkel und „säuft ab“.  Natürlich kann man auch bewusst Gegenlichtaufnahmen machen. 

 

Weiches Licht, wie hier Anfang März am Vormittag und die Sonne im Rücken der Fotografin, bringen die Farbe der Augen schön heraus und zaubern Lichtpunkte in die Pupillen, die den Blick lebendig machen. 

 

7. Der unscharfe Hintergrund

Oft werde ich gefragt, wie ich das mache, dass der Hund so schön scharf ist, der Hintergrund aber unscharf. Den Effekt finden wir schön, weil es den Fokus im Bild auf den Hund lenkt und ihn noch einmal mehr vom Hintergrund abhebt. Die Steuerung der sogenannten Tiefenschärfe erfolgt, einfach gesagt, über ein Zusammenspiel von Blende und Brennweite. Je weiter die Blende geöffnet ist und je größer die Brennweite, desto unschärfer wird der Hintergrund. Diese stelle ich bei meiner Kamera manuell ein. In dieser Serie soll es aber darum gehen, wie du bestimmte Effekte ohne großes technisches Verständnis und teure Ausrüstung hinbekommen kannst. Mit ein paar Tricks, kannst du zumindest eine gewisse Unschärfe im Hintergrund hinbekommen.

 

Canon EOS 6D Mark II, Canon EF 70-200mm; 200 mm, f/2.8, 1/1000

Eine große Brennweite und eine weit geöffnete Blende ergeben diesen unscharfen Hintergrund. 

 

Wenn du ein Objektiv mit variabler Brennweite benutzt, stelle die größte Brennweite ein, „zoome“ also so nah ran wie es geht. Platziere deinen Hund möglichst weit vom Hintergrund entfernt. Also setzte ihn zum Beispiel nicht direkt vor die Hauswand, sondern einige Meter davor. Je weiter der Hund von der Wand weg ist, desto unschärfer wird diese. Dann gehst du so nah an deinen Hund ran, wie möglich. Je näher du mit deiner Kamera dann an deinem Hund bist, desto unschärfer der Hintergrund. Das funktioniert sogar mit manchen Handys. 

Apropos Handy, viele Hersteller haben den Wunsch nach unscharfem Hintergrund bei ihren Kunden erkannt. Ab dem iphone 7 gibt es bei der Kamera zum Beispiel die „Portraitfunktion“. Fotografierst du mit dieser und beachtest du auch die anderen Tipps, bekommst du schon eine ganz ordentliche Unschärfe im Hintergrund hin. 

 

Der Portrait-Modus des iPhone 7 Plus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Ergebnis  der Einstellung von links. Aufgenommen mit dem iPhone 7 Plus im Portraitmodus.

 


Aufgenommen  mit dem iPhone 7 Plus im Portrait-Modus. 

 

Manche Kameras haben auch Halbautomatik Funktionen. Diese erlauben es genau einen Faktor manuell einzustellen, den Rest macht die Kamera weiterhin automatisch. So gibt es auch eine Blendenautomatik. Dort kann man die Blende manuell einstellen, Belichtungszeit und ISO macht die Kamera selbst. Bei Canon nennt sich diese Funktion zum Beispiel „AV“. Du wählst also das Programm und öffnest die Blende, soweit es geht, das heißt du stellst den kleinsten möglichen Wert ein (das ist am Anfang ein wenig verwirrend, je kleiner der Wert, desto größer die Blende). Je nach Objektiv kannst du deine Blende mehr oder weniger weit öffnen (f 2.8 ist zum Beispiel kleiner als f 5.6, das heißt im ersten Fall ist die Blende weiter geöffnet) – je weiter du sie öffnen kannst, desto mehr Unschärfe bekommst du im Hintergrund.

 

Die Einstellung für die Belendenautomatik bei der Canon EOS 6D Mark II. 

Übrigens: Es macht nicht immer Sinn, deinen Hund vor dem Hintergrund freizustellen. Oft mache ich auch Fotos, wenn ich mit Bärbel unterwegs bin und dann will ich auch zeigen, wo sie gerade ist. Was bringt es seinen Hund vor dem Schloss Neuschwanstein zu fotografieren, wenn niemand erkennt, dass es Schloss Neuschwanstein ist? Also, auch diese Technik solltet ihr bewusst und überlegt einsetzen. J

 Hier geht es zu Teil 1.

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